Minimalistische Funkuhr mit schleichenden Zeigern aus Holz bauen
Für die Promotion meiner großen Schwester wollten mein Freund und ich ihr etwas Besonderes schenken. Sie hat viele Jahre und eine Menge Gehirnschmalz in ihre Doktorarbeit gesteckt und hatte sehr wenig Zeit für die Dinge, die sie liebt. Daher fanden wir es schön, ihr zu diesem Abschluss symbolisch Zeit zu schenken.
So haben wir also passend zu ihrer Einrichtung diese minimalistische Uhr aus Eiche für sie gebaut. Wir haben dafür ein Funkuhrwerk ausgesucht, damit die Uhr immer genau funktioniert. Besonders toll finde ich, dass die Zeiger schleichen, es also kein nerviges Ticken gibt.
Vielleicht möchtest du ja auch jemandem eine besondere Freude machen – oder hättest gern eine schöne Uhr aus Holz? Ich zeige dir in meiner Anleitung gern, wie das geht.
Durchmesser | 28 cm
Dicke | 3 cm
Was du dafür brauchst
Material
- 7 x Holzstücke aus Eiche in ca. 28 cm x 4,5 cm x 3 cm
- Funk-Uhrwerk* mit leisen Zeigern
- Schlüsselloch-Aufhänger* inkl. Schrauben
- Schraube 6 mm
- Holzreste für Hilfskonstruktion
- Dübel in 8 mm
Werkzeug
- Kreissäge, Bandsäge oder – wer keine hat oder lieber mit der Hand sägt – Handsäge*
- Abricht-Dickenhobel (optional)
- Bleistift und Winkel*
- Holzleim*
- mind. 2 x Schraubzwingen*
- Akkuschrauber* und zu euren Schrauben passende Bits*
- Holzbohrer*
- Oberfräse* inkl. Parallelanschlag
- 3 mm Nutfräser*
- 8 mm Nutfräser*
- 16 mm Nutfräser*
- 45° – Fasenfräser*
- Geodreieck
- Exzenterschleifer*
- Schleifpapier* in 60, 120 und 240
- Leinöl-Firnis*
- Heißklebepistole*
Die Grundfläche der Uhr schaffen
Hinweis: Dies ist kein Anfänger-Projekt. Einen Kreis aus Holz auszuschneiden, ist gar nicht so einfach. Man braucht dafür bestimmtes Werkzeug und Vorwissen. Wenn du einiges davon nicht besitzt oder dich mit etwas nicht sicher fühlst, kannst du die Uhr auch einfach eckig bauen. Folge der Anleitung, überspringe den Teil, in dem die Uhr rund wird und säge sie stattdessen quadratisch zu.
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Das Holz auswählen
Ich verwende für meine Uhr Eiche. Natürlich kannst du auch anderes Holz nehmen, wie z. B. Kirsche oder Nuss. Mir gefallen besonders warme Holztöne für eine gemütliche Atmosphäre.
Wenn du eher einen skandinavischen Einrichtungsstil magst, kannst du auch helleres Holz wie Ahorn oder Fichte verwenden.
Insgesamt brauchst du sieben Holzstücke mit mind. 28 cm x 4,5 cm x 3 cm. Du kannst die Maße für deine Uhr natürlich auch anders wählen. Achte darauf, dass die Maße nicht zu knapp sind, da beim Zuschneiden oder Abrichten noch etwas Material abgetragen wird.
Das Holz zuschneiden
Falls du zum Zuschneiden keine Kreis- oder Bandsäge zur Hand hast, kannst du auch eine Handsäge* benutzen. Um so wichtiger ist es aber, gerade zu sägen.
Wenn du einen Dickenhobel besitzt, kannst du die Holzstücke alle auf die gleiche Dicke hobeln und eventuelle Säge-Ungenauigkeiten beseitigen. Eine gleichmäßige Dicke ist für eine ebene Uhr sehr wichtig.
Die Länge der Holzstücke ist nicht so entscheidend, solange sie mind. 28 cm lang sind. Bestenfalls hat aber jedes Stück etwas Überlänge, damit wir beim Ausfräsen des Kreises nirgendwo an den Rand stoßen.
Das Holz verleimen
Lege deine Holzstücke flach nebeneinander. Sortiere sie ein wenig hin und her, bis dir die Anordnung von der Holzstruktur gefällt.
Wenn deine Teile wie bei mir nicht alle gleich lang sind, zeichne mit Bleistift und Winkel* links und rechts eine Linie mit dem Abstand von 28 cm an. Damit hast du den Rahmen, aus dem der Kreis ausgeschnitten wird.
Jetzt kannst du die Stücke miteinander verleimen. Bring dabei die Anordnung nicht durcheinander und richte sie wieder an den angezeichneten Linien aus.
Lass den Leim gut durchtrocknen – mindestens so lange, wie auf der Verpackung steht.
Markiere anschließend mit einem Bleistift die Mitte des Rahmens – also die Mitte der Uhr, wo die Zeiger später hinkommen.
Den Kreis ausfräsen
Es gibt mehrere Methoden, einen Kreis aus Holz auszuschneiden – manche sind sicherer als andere. In diesem Fall werden wir die Uhr ausfräsen.
Dazu lassen wir unsere Oberfräse wie einen Zirkel um die Mitte kreisen – natürlich mit sicherer Befestigung.
Bohre dazu zunächst ein Loch in der Mitte, die du gerade markiert hast. In dem Loch wird später das Uhrwerk durchgesteckt. Bohre noch nicht ganz durch – nur so tief, dass die Schraube sicher im Holz hält.
Die Schraube soll später als Rotationspunkt dienen, um den sich die Oberfräse dreht. Bohre das Loch nicht zu breit, also kleiner, als der Durchmesser vom Stift inkl. Gewinde deines Uhrwerks ist. Bei meinem Uhrwerk ist der Stift 8 mm dick. Ich bohre also mit einem 6 mm Holzbohrer* vor und verwende eine 6 mm Schraube.
Der Parallelanschlag der Fräse dient quasi als Verlängerungsarm zwischen Schraube und Fräse. Sie hat mittig ein Loch, durch das die Schraube passen soll. Stecke die Schraube durch und schraube sie in das vorgebohrte Loch. Es ist wichtig, dass die Schraube gut im Holz hält und sich der Parallelanschlag leicht um sie herumdrehen kann. Er soll sich nicht daran verkanten können oder herumeiern.
Befestige den geeigneten Fräskopf in der Oberfräse (den Stecker steckst du erst danach in die Steckdose). Ich verwende einen 8 mm Nutfräser*.
Baue anschließend den Parallelanschlag wie auf dem Foto an die Oberfräse. Prüfe einmal vor Anschalten der Maschine, ob sich alles gut dreht und sicher befestigt ist.
Hinweis: ich verwende die Makita RT0700CX2J Oberfräse* mit dazugehörigem Parallelanschlag. Wenn du eine andere Oberfräse oder Parallelanschlag hast, kann ich nicht garantieren, dass das genauso funktioniert. Mit dieser Fräse hat es gut und sicher geklappt. Pass dennoch auf und im Zweifelsfall lieber sein lassen!*
Stelle am Parallelanschlag noch den Abstand von der Fräse zur Schraube ein. Achte dabei darauf, dass die innere Kante vom Fräskopf auf der angezeichneten Linie liegt.
Jetzt kannst du anfangen, im Kreis zu fräsen – gehe dabei Millimeter für Millimeter in die Tiefe. Du wirst viele Runden fräsen müssen, aber es ist sicherer, sich langsam vorzutasten.
Fixiere dein Werkstück dabei immer gut mit Schraubzwingen* am Tisch, damit es nicht wegrutschen kann. Lege dir außerdem ein ‚Opferholz‘ darunter und befestige es mit, damit du nicht in den Tisch fräst.
Das Loch durchbohren
Bohre das Loch mit einem Holzbohrer* durch, sodass der Stift von deinem Uhrwerk durchpassen würde. Bei mir ist das ein 8 mm Bohrer.
Schleifen
Bevor wir das Ziffernblatt fräsen, schleifen wir die Uhr noch von allen Seiten.
Am besten verwendest du einen Exzenterschleifer* und schleifst jeweils mit einem 60er, 120er und 240er Schleifpapier*. Natürlich kannst du auch mit der Hand schleifen, das ist nur etwas mühsamer.
Die Außenkanten 45° fräsen
Spann die Uhr mit Schraubzwingen wieder gut fest und fräse mit einem 45° – Fasenfräser* jeweils auf der Vorder- und Rückseite der Uhr entlang der Außenkanten.
Eigentlich sieht man die Rückseite der Uhr nicht wirklich. Sollte sie aber nicht perfekt an der Wand anliegen, täuscht der schräge Kantenwinkel ein wenig darüber hinweg.
Die Ziffern fräsen
Die Ziffern fräsen ist sicher der herausforderndste Schritt – aber das bekommst du hin! Sie sollen in einem Abstand von 30° mit einem 3 mm Nutfräser* ca. 2 mm tief gefräst werden.
Die Einfräsungen für die Ziffern 3, 6, 9 und 12 sollen 3 cm und alle anderen 1,5 cm lang werden.
Damit die Uhrzeit auch stimmt, ist es wichtig, die Ziffern sehr präzise zu fräsen. Zeichne dir zunächst die Ziffern mit einem Geodreieck in 30°-Abständen in der entsprechenden Länge ganz genau an.
Ich habe mir zum Fräsen aus ein paar Resthölzern eine kleine Hilfskonstruktion gebaut. Der Abstand der äußeren Hölzer entspricht der exakten Breite des Korbes der Oberfräse.
Auf jeder Seite befindet sich ein Tiefenstopp. Diese sind jeweils so angebracht, dass – sobald du mit der Oberfräse dagegen stößt – die Länge der Ziffer erreicht ist – also auf der einen Seite 3 cm und auf der anderen 1,5 cm.
Über den 8 mm Dübel in der Mitte – der in das vorgebohrte Loch passen sollte – kannst du die Hilfskonstruktion zur nächsten Ziffer drehen. Fixiere die Hilfskonstruktion beim Fräsen immer mit Zwingen.
Ansetzen musst du die Oberfräse immer dort, wo du die Ziffer angezeichnet hast.
Im Video siehst du, wie das Ganze in Action aussieht.
Nach dem Fräsen sind die Ziffern noch etwas splittrig. Du kannst mit einem 120er Schleifpapier die Splitter mit der Hand ein wenig wegschleifen.
Platz für Uhrwerk & Aufhängung schaffen
Das Uhrwerk
Jetzt müssen wir hinten noch eine Fläche für das Uhrwerk ausfräsen.
Ich verwende dafür einen 16 mm Nutfräser* und fräse die Fläche großzügig aus, da es zum einen einfacher ist und zum anderen die Uhr insgesamt leichter wird.
Trage auch hier wieder das Material in die Tiefe Millimeter für Millimeter ab. Am Ende muss noch so viel Material übrig bleiben, dass der Stift vom Uhrwerk von hinten durchgesteckt und die Mutter gegengeschraubt werden kann. Das kannst du zwischendurch immer mal wieder probieren.
Die Aufhängung
Nimm dir einen von den Schlüsselloch-Aufhängern* und platziere ihn über der Ausfräsung für das Uhrwerk. Richte es so gerade wie möglich zur 12er Ziffer auf der Vorderseite aus und achte auf eine mittige Ausrichtung, damit die Uhr danach gerade hängt. Zeichne mit einem Bleistift einmal um die Aufhängung herum.
Stelle den Tiefenstopp deiner Oberfräse mit dem 16 mm Nutfräser* so ein, dass die Aufhängung gerade im Holz versinkt und nicht vorsteht. Jetzt kannst du den angezeichneten Bereich ausfräsen. Am besten baust du dir eine Art Parallelanschlag, damit du gerade fräst und innerhalb der Linien bleibst.
Ölen
Bevor wir das Uhrwerk einbauen, ölen wir die Uhr noch mit etwas Leinöl-Firnis*. Das Öl schützt die Oberfläche und bringt Maserung und Farbe des Holzes schön zur Geltung.
Lass das Öl mind. 24 Stunden trocknen, bevor du mit dem Zusammenbauen weitermachst.
Die Uhr zusammenbauen
Die Halterung
Bohre die Löcher für den Schlüsselloch-Aufhänger* mit einem 3 mm Holzbohrer* vor und schraube ihn anschließend fest. Achte darauf, dass du ihn richtig herum montierst.
Das Uhrwerk
Nun ist das Schwierigste geschafft und es kann endlich losgehen! Stecke das Uhrwerk mit dem Stift durch das Bohrloch und fixiere es locker mit der Mutter.
Stecke die Zeiger in der richtigen Reihenfolge auf den Stift. In der Anleitung des jeweiligen Uhrwerks steht meistens, wie das genau geht. Richte alle drei Zeiger auf exakt 12 Uhr aus. Ziehe die Mutter noch einmal kräftig fest, damit nichts mehr verrutscht.
Jetzt ist es Zeit, die Batterie reinzutun. Die Funkuhr stellt sich automatisch ein – das kann eine Weile dauern. Kontrolliere die Uhrzeit und justiere mit der Drehung des Uhrwerks ggf. noch ein bisschen nach.
Wenn du möchtest, kannst du das Uhrwerk auch noch mit einer Heißklebepistole* am Holz fixieren, damit es sich z. B. beim Batteriewechseln nicht mehr verdrehen kann.
Und fertig! Endlich sieht das Ganze nach einer Uhr aus. Ich liebe es, wenn sich die wichtigsten Dinge bis zum Schluss rauszögern und man dann erst wirklich erkennt, was man erschaffen hat.
Fast schade, sie aus den Händen zu geben. Vielleicht wird ja irgendwann auch nochmal eine Uhr für unseren eigenen Haushalt gebaut.
Meine Schwester hat sich riesig über die Uhr gefreut und auch schon einen Ehrenplatz dafür gefunden.
Vielleicht machst du ja auch jemandem so eine Freude? Übrigens auch eine schöne Weihnachtsgeschenk-Idee!